CIRS Berlin ÄZQ Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) Deutscher Pflegerat e.V.

Fälle des Monats

Fall des Monats "Juni 2025": Erythrozytenkonzentrat mit Infusionsbesteck anstatt Transfusionsbesteck versehen

Fall-Nummer:
276594

Zuständiges Fachgebiet:

Altersgruppe des Patienten:

Geschlecht des Patienten:

Wo ist das Ereignis passiert?
Krankenhaus

Welche Versorgungsart:

In welchem Kontext fand das Ereignis statt:

Was ist passiert?
Vor dem Krankenhaus wurde ein Patient im Rollstuhl von einer Mitarbeiterin zum Rauchen in der Raucherecke geparkt. Beim Blick auf den Patienten fiel die im Schoß liegende Sauerstoffbrille auf, die mit einer am Wagen befestigten Sauerstofflasche angeschlossen war

Was war das Ergebnis?

Wo sehen Sie Gründe für dieses Ereigniss?
Es ist natürlich eine Frage inwieweit man sauerstoffpflichtigen Patienten das Rauchen ermöglichen sollte. Es ist einfach so: Sauerstoff und Flammen gehören nicht nebeneinander

Kam der Patient zu Schaden?
leer

Welche Faktoren trugen zu dem Ereignis bei:

  • Kommunikation (im Team, mit Patienten, mit anderen Ärzten etc.)
  • Organisation (zu wenig Personal, Standards, Arbeitsbelastung, Abläufe etc.)

Wie häufig tritt dieses Ereignis ungefähr auf?

Wer berichtet?

Feedback des CIRS-Teams / Fachkommentar


Kommentar:

Fachkommentar:

Vielen Dank für die Eingabe.

In dem vorliegenden Fall wird berichtet, dass ein Patient mit mobilem Sauerstoffgerät zum Rauchen ging/gebracht wurde. Die Gefahrenhinweise auf eine erhöhten Brandgefahr wurden ggf. nicht besprochen/beachtet

„Bei der Behandlung mit Sauerstoff findet unausweichlich eine Sauerstoffanreicherung in der Umgebung des Patienten, insbesondere in Kopfnähe, statt. Dies bedeutet Haare, Bart und Kleidung des Patienten, aber auch Kissen, Decken, Polster oder andere brennbare Materialien in der unmittelbaren Umgebung werden stark mit Sauerstoff angereichert. Jetzt reicht bereits ein sehr kleiner Funke, um diese sauerstoffgetränkten Materialien zu entzünden. Das Anzünden einer Zigarette ist in dieser Situation lebensbedrohlich.” [1]

Das plötzliche Aufgeben des Rauchens kann für Raucher mit unangenehmen Entzugserscheinungen, wie Reizbarkeit, starkes Nikotinverlangen und Nervosität einhergehen. Im Rahmen einer Krankenhausbehandlung sind Raucher auf einmal und häufig ungeplant mit solchen Entzugserscheinungen konfrontiert. Vielen Patienten fällt es schwer, trotz Erkrankung, Schmerzen oder Immobilität, auf das Rauchen gänzlich zu verzichten.

„Die Problematik der Verbrennungsgefahr bei rauchenden Patienten mit Sauerstoff-Therapie ist im ambulanten Bereich (home-care) bekannt. Im stationären Bereich muss jedoch auf diese Problematik stärker aufmerksam gemacht werden. Eine Untersuchung zeigt, dass ca. 20% der Patienten mit einer Langzeit-Sauerstoff-Therapie aktive Raucher sind.2 Demzufolge muss bei der Verordnung einer Sauerstoff-Therapie immer die Anamnese bzgl. des Rauchverhaltens berücksichtigt werden. Der Patient ist über die Verbrennungsgefahr aufzuklären und auf das richtige Verhalten hinzuweisen. Es darf nicht davon ausgegangen werden, dass Patienten sich der Gefahr bewusst sind und wissen, dass das Rauchen oder offenes Feuer bei gleichzeitiger Sauerstoff-Therapie zu Explosionen und schlussendlich zu Verbrennungen führen kann.” [2]

Dieser Fallbericht kann zum Anlass genommen werden ein Konzept zum Umgang mit nikotinabhängigen Patienten (weiter-) zu entwickeln. Darin können folgende Aspekte festgehalten werden:

  • Aufklärung über das erhöhte Brandrisiko bei Rauchen und gleichzeitiger Sauerstoffgabe
  • Patienten zu Rauchentwöhnung beraten; Maßnahmen in Zusammenarbeit mit dem Patienten auswählen Ggf. Nikotinersatztherapien einsetzen; den Patienten über die Anwendung, Wechsel- und Nebenwirkungen aufklären
  • Patienten auf den Rauchverzicht bei gleichzeitiger Nikotinersatztherapie hinweisen
  • Patienteninformationsmaterialien zur Rauchstopp / Rauchentwöhnung erstellen und Patienten bereitstellen
  • Mitarbeiter zum Umgang mit nikotinsüchtigen Patienten und Einsatz von Nikotinersatztherapien schulen Ggf. Tabakentwöhnungskurse / -workshops für aufhörbereite Patienten anbieten / vermitteln

Literatur:

[1] Industrieverband SPECTARIS: Brandrisiko bei Sauerstoffkonzentratoren durch Rauchen. Online https://www.spectaris.de/fileadmin/Content/Medizintechnik/Themen/Spectaris FL Brandrisiko DE.pdf

[2] Patientensicherheit Schweiz: Quick Alert Striktes Rauchverbot bei Sauerstoff?Therapie. Nr. 12. 2009. Online: https://www.patientensicherheit.ch/fileadmin/user_upload/Publikationen/Quick-Alert/Quick-Alert_Nr12_Rauchen_und_Sauers toff_20091201_dt.pdf

Weiterführende Literatur:

  1. Aktualisierte BfArM-Bewertung bezüglich Sauerstoffkonzentratoren. Referenz-Nr.: 2676/10.
  2. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Manual für die Projektleitung Rauchfreies Krankenhaus”. Online: https://www.dkfz.de/de/rauchertelefon/download/BZgA_Rauchfreies_Krankenhaus_Manual.pdf