CIRS Berlin ÄZQ Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) Deutscher Pflegerat e.V.

Fälle des Monats

Fall des Monats "März 2024": Barrierefreies Klinikgelände - Stolperfallen erkennen und beseitigen (weitergeleitet aus CIRS-NRW)

Fall-Nummer:
260618

Zuständiges Fachgebiet:
Psychiatrie

Altersgruppe des Patienten:
71-80

Geschlecht des Patienten:
 

Wo ist das Ereignis passiert?
Krankenhaus

Welche Versorgungsart:
 

In welchem Kontext fand das Ereignis statt:
 

Was ist passiert?
Patient war mit Rollator im Außenbereich der Klinik unterwegs zum Raucherpavillon. Der Zugang war erschwert durch eine Stolperkante / Bordstein.

Was war das Ergebnis?
Patient ist beinahe gefallen und konnte sich nur gerade noch aufrecht halten.

Wo sehen Sie Gründe für dieses Ereigniss?
Bei der Neueinrichtung von Raucherpavillons auf dem Gelände wurde nicht auf die Barrierefreiheit geachtet. Für einen ebenen Untergrund /Zugang hätte gesorgt werden müssen. Die Planung hätte verbessert werden können, wenn die baulichen Erfordernisse für Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer etc. stärker berücksichtigt worden wären. Auch bei der ausführenden externen Firma ist ggf. die Bedeutung der angrenzenden sensiblen Bereiche nicht bedacht worden.

Kam der Patient zu Schaden?
 

Welche Faktoren trugen zu dem Ereignis bei:

  • Organisation (zu wenig Personal, Standards, Arbeitsbelastung, Abläufe etc.)

Wie häufig tritt dieses Ereignis ungefähr auf?
nicht anwendbar

Wer berichtet?
Pflege-, Praxispersonal

Feedback des CIRS-Teams / Fachkommentar


Kommentar:
Fachkommentar:

Vielen Dank für Ihre Eingabe.

In der vorliegenden Eingabe wird sehr anschaulich geschildert, wie nicht nur in der Mobilität eingeschränkte Personen im Außenbereich ins Stolpern geraten können. Bei der Neueinrichtung, Planung und Umsetzung wurde anscheinend nicht auf die Bedürfnisse von mobilitätseingeschränkten Personen geachtet. Aber auch bei der Abnahme wurde diese Patientengruppe nicht berücksichtigt.

„Barrierefreies Bauen ermöglicht allen Mitgliedern unserer Gesellschaft eine gleichberechtigte Nutzung unserer Infrastrukturen. Ob durch Krankheit oder von Geburt an werden Menschen mit Behinderung mit vielfältigen Barrieren im Alltagsleben konfrontiert. Nicht zuletzt das politische Bekenntnis zur Inklusion fordert, diese Barrieren abzubauen. Ziel ist ein „Universelles Design” zum Nutzen aller Menschen im öffentlichen Raum.” [1]

Solche Meldungen sind in der Tat nicht unbekannt. Daher kann den Einrichtungen nur empfohlen werden eine Vorort-Begehung bei allen betreffenden Bereichen, welche sich vor aber auch im Hause für Patienten aber auch Mitarbeiter befinden, durchzuführen. Diese sollten auf das beschriebene Gefahrenpotenzial hin überprüft werden mit dem Ziel, entsprechende Schutzmaßnahmen (z. B. Hinweisschilder, Umbau etc.) durchzuführen, um eine Verbesserung der Sicherheit zu erreichen, damit die Patienten und Mitarbeiter problemlos und unfallfrei diese benutzen können.

Dieser Bericht sollte daher zum Anlass genommen werden, die bekannten Stolperfallen zu beseitigen und im gleichen Zuge muss geprüft werden, wie Zugänge zu allen Außenbereichen geschaffen werden können, die den baulichen Vorgaben entsprechen und barrierefrei ausgeführt sind.

Ihr CIRS-Team der BÄK [2023]

Literatur:

[1] Unfallkassen und Berufsgenossenschaften: Sicheres Krankenhaus. Einleitung Barrierefreies Bauen. Stand: 01/2021. Online: https://www.sicheres-krankenhaus.de/planungsbuero/bauliche-anforderungen/allgemeine-anforderungen-barrierefreies-bauen

Weiterführende Literatur:

[1] Verordnung über den Bau und Betrieb von Krankenhäusern - Krankenhausbauverordnung - (KhBauVO). Online: https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_bes_text?anw_nr=2&gld_nr=2&ugl_nr=232&bes_id=4556&aufgehoben=J&menu=1&sg=0

[2] Land NRW. Neue Landesbauordnung verbessert Barrierefreiheit, erhöht Verbraucherschutz und stärkt Kommunen. Online: https://www.land.nrw/pressemitteilung/neue-landesbauordnung-verbessert-barrierefreiheit-erhoeht-verbraucherschutz-und-0

[3] Beauftragte für Menschen mit Behinderung sowie für Patientinnen und Patienten in NRW. Barrierefreiheit im Bau- und Wohnungswesen. Online:https://www.lbbp.nrw.de/themen/barrierefreiheit/barrierefreiheit-im-bau-und-wohnungswesen

Ergänzung Fachkommentar:
CIRS-Team des Krankenhaus-CIRS-Netz Deutschland 2.0:

„Ziel ist es, die Verfügbarkeit barrierefreier Produkte und Dienstleistungen auf dem Binnenmarkt zu erhöhen und damit die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für Menschen mit Behinderungen zu stärken.“
[Quelle: https://www.bundestag.de/resource/blob/872696/20da0932144ed3bd6d927e29cee0b4c0/WD-6-056-21-pdf-data.pdf]

„Gebäude
Um für Gebäude eine vollständige Zugänglichkeit und Nutzbarkeit ohne fremde Hilfe für alle Menschen zu ermöglichen, ist es unerlässlich, diese barrierefrei zu gestalten. Hierbei ist es neben einer barrierefreien Planung und Gestaltung einzelner Bauteile besonders wichtig, eine lückenlose barrierefreie Wegeführung von der Grundstücksgrenze über die Wege auf dem Grundstück und den Eingangsbereich bis hin zu allen Teilen im Gebäude zu gewährleisten. Das anerkannte Regelwerk für die barrierefreie Planung, Ausführung und Ausstattung von öffentlich zugänglichen Gebäuden ist die DIN 18040-1. Die Norm kann auch für Gebäude angewandt werden, die nicht öffentlich zugänglich sind.”

[Quelle: https://www.bundesfachstelle-barrierefreiheit.de/DE/Fachwissen/Gebaeude/gebaeude_node.html]

Weiterführende Literatur:

[1] BFSG. Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (2021). Online: https://bfsg-gesetz.de/
[2] Verordnung über die Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen nach dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (Verordnung zum Barrierefreiheitsstärkungsgesetz – BFSGV). Vom 15. Juni 2022. Bundesgesetzblatt Jahrgang 2022 Teil I Nr. 20, ausgegeben zu Bonn am 22. Juni 2022. Online: https://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl&start=%2F%2F%2A%5B%40attr_id=%27bgbl122s 0928.pdf%27%5D#__bgbl__%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27bgbl122s0928.pdf%27%5D__1709022533262
[3] Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen: ES - Bau Konzept Barrierefreiheit. Online: https://www.leitfadenbarrierefreiesbauen.de/verfahrensablauf-nach-rbbau/es-bau-konzept-barrierefreiheit?tx_contrast=98
[4] Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat: Leitfaden Barrierefreies Bauen. Hinweise zum inklusiven Planen von Baumaßnahmen des Bundes. Dezember 2016. Online: https://www.leitfadenbarrierefreiesbauen.de/fileadmin/downloads/archiv/barrierefreies_bauen_leitfaden_bf_4-Aufl.pdf